Q&A: “Wie schätzt du die emerging markets ein?”

In der Rubrik Q&A beantworte ich eure konkreten Fragen zur Gründung, Unternehmertum, E-Commerce, Prozessoptimierung und dem Kapitalmarkt. Schickt mir eure Fragen gerne per PN, Email oder als Kommentar. Wenn ihr eure Mailadresse hinterlasst, informiere ich euch, sobald ich die Frage hier im Blog beantwortet habe.

Hinweis: Ich kann meine Gedanken und die Zusammenhänge hier immer nur grob umreißen. Wenn ihr Fragen zu einzelnen Themen habt oder wenn es Fragen zu ganz anderen Themen rund um die langfristige Geldanlage gibt, bitte stellt mir diese hier unter dem Beitrag. Ich werde dann gerne genauer darauf eingehen und / oder einen Beitrag speziell zu dem Thema veröffentlichen.

“Wie schätzt du die emerging markets ein?” (19.04.2020)

Frage: “Wie schätzt du die langfristige Entwicklung der emerging markets ein? Hintergrund ist der, welche Gewichtung ich dem EM ETF in meinem Depot für die nächsten 30 Jahre geben will. Ich habe einen Bericht auf spiegel.de gelesen, der sich ziemlich düster anhört.”

Antwort: Zum Zeitpunkt der Frage befinden wir uns weltweit in der Nähe des Hochpunkts der (ersten Welle?) der Coronapandemie. 

Meine Einschätzung ist, dass Emerging Markets in eine lange, tiefe Rezession rutschen werden.Viele der Länder haben keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. 

In Entwicklungs- und Schwellenländern ist dies schlicht kaum möglich. Dort, wo Menschen täglich darum kämpfen müssen, Geld für das Abendessen zu verdienen, wo ganze Familien in kleinsten Wohnungen leben, ist social distancing und Quarantänisierung von kranken schlichtweg nicht möglich.

Es gibt zudem in der Regel keine sozialen Scherungssysteme bei Arbeitslosigkeit. Die Gesundheitsversorgung ist deutlich schlechter als in Industrieländern und für viele Menschen nicht bezahlbar. Die Regierungen haben weniger Geld zur Verfügung , um die Wirtschaft zu stützen. 
Und nicht zuletzt haben auch einige Länder die Bedrohung durch das Coronavirus viel zu lange ignoriert.

Praktisch alle Länder der Welt sind sehr hoch in US-Dollar verschuldet. Ein starker Dollar sorgt für eine zusätzliche Belastung der Staatskassen. Nur ein deutlich abgewerteter Dollar kann deshalb die Emerging markets unterstützen.

Innerhalb der Schwellenländer wird es im Zuge der Coronakrise sehr viele Pleiten und sehr viel Kaufkraftverlust geben. Wenn es zu deutlich mehr Coronatoten kommt, als in anderen Ländern, sind auch Unruhen nicht ausgeschlossen.

Auch die Phase der Coronakrise geht vorbei. Entwicklungsländer heißen nicht ohne Grund so. Ihre Wirtschaften haben viel Aufholpotenzial und dieses Potenzial wurde in den vergangenen Jahren bereits genutzt. Perspektivisch sehe ich deshalb weiterhin enorme Chancen in den EM. Aber während ich für die developed markets sage, dass ich keine Ahnung habe, wie sich die Wirtschaft und die Kurse in den nächsten 2 Jahren entwickeln, bin ich mit bei den EM sehr sicher, dass es noch runter geht.

Indien und China sind die stärksten Volkswirtschaften innerhalb der Gruppe der Emerging markets. China hat das Virus gut im Griff und die Wirtschaft wird vermutlich nicht in eine lange Rezession stürzen. Bei Indien bin ich ebenfalls vorsichtig optimistisch. Ein weiteres moderates Wachstum in diesen beiden Ländern wird also in der Gesamtbetrachtung aller EM die Kursverluste bremsen. Ich gehe deshalb nicht von zweistelligen Wertverlusten im MSCI EM Index in den nächsten Jahren aus. Eine Underperformance ggü. dem MSCI WORLD halte ich aber für wahrscheinlich.

Eine langfristige Einschätzung der Emerging markets gibt es bspw. hier.

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Disclaimer: Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung und Einschätzung wider. Ich gebe keinerlei Handlungsempfehlung ab und meine Beiträge sind keinesfalls als Aufforderung zum Kaufen oder Verkaufen irgendeines Wertpapieres zu verstehen!