Immer wieder kommt die Frage auf, was besser sei, um langfristig Vermögen aufzubauen. Thesaurierer oder Ausschütter? Die Antwort darauf ist eindeutig.
Grundsätzlich liegt der Charme der Kapitalanlage an der Börse im Zinseszinseffekt. Das heißt, dass deine Erträge in der Folge ebenfalls wieder eigene Erträge erwirtschaften.
? Dadurch ergibt sich das klassische exponentielle Bild, das bei langfristigen Geldanlagen immer gezeigt wird. Das setzt aber zwei Dinge voraus.
1️⃣ Langfristigkeit
2️⃣ Reinvestition
✅ Die Langfristigkeit ist gegeben, wenn es um kontinuierlichen Vermögensaufbau geht.
Die Reinvestition ist bei thesaurierenden ETFs inkludiert. Heißt also, deine Dividenden werden automatisch sofort, taggleich wieder investiert.
ℹ️ Deshalb macht grundsätzlich das thesaurierende Anlegen mehr Sinn, wenn man die Dividenden nicht für die Deckung von laufenden Ausgaben benötigt.
? Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass die thesaurierten Dividenden unversteuert (die Vorabpauschale wird hier erstmal bewusst vernachlässigt) reinvestiert werden. Wenn du also 3 % Dividende thesaurierst, stehen diese 3 % für das langfristige Wachstum zur Verfügung.
⚡️ Wenn du das Geld ausgeschüttet bekommst, zahlst du darauf per se erstmal Steuern. Es bleiben dann noch ca.2,2 % – 2,45 % übrig (je nach Teilfreistellung des Wertpapiers). Wenn du diese jetzt wieder investierst, verringert sich somit der Zinseszinseffekt.
‼️ ABER!!!! Die thesaurierten Dividenden werden natürlich in Zukunft versteuert. Das heißt, wenn du in diesem Jahr 500 € Dividenden thesaurierst, werden in Zukunft dafür Steuern bezahlt, nämlich dann, wenn du das Geld irgendwann einmal auszahlst. Das Geld hat dir dann zwar langfristig schöne Zinseszinsen beschert, aber trotzdem kommen von den 500 € selber am Ende nur ca. 370 – 409 € bei dir an (Auch hier wieder, je nach Teilfreistellung der Kapitalerträge des Wertpapiers).
Und an dieser Stelle wird es interessant. Du hast ja einen Sparerfreibetrag von 801 € (bzw. 1602 € bei gemeinsam veranlagten Ehepartnern). Du kannst also jedes Jahr 801 € steuerfrei an Kapitalerträgen generieren.
? Es macht deshalb Sinn, jedes Jahr diesen Betrag auszuschöpfen. Wenn du also 500 € an zu versteuernden Dividenden kassierst und diese ausschüttest, zahlst du darauf keine Steuern. Die 500 € kannst du dann selber direkt wieder investieren. Da du den Ertrag ja bereits realisiert hast, fallen darauf auch in Zukunft keine Steuern an. Bei Ausschöpfung des gesamten Sparerfreibetrags sind es (bei aktueller Steuerrechtslage) ca. 208 € Steuerersparnis pro Jahr. Bei 30 Jahren kommt da schon ein bisschen was zusammen.
? Du solltest also jedes Jahr den Sparerfreibetrag auszuschöpfen. Das kannst du machen, indem du am Ende des Jahres nachschaust, wieviele Kapitalerträge du hattest und dann noch so viele Wertpapiere verkaufst, dass du auf ca. 800 € zu versteuernden Kapitalertrag (aus Kurssteigerungen / thesaurierten Dividenden) kommst, oder du investierst einen Teil deines Gelds in einen Ausschütter, so dass du jährlich mit ca. 800 € zu versteuernden Ausschüttung rechnest.
‼️ Hier nochmal der Hinweis: 801 € zu versteuernder Kapitalertrag bedeuten bei einem Fonds / ETF mit einem überwiegende Aktienanteil einen Kapitalertrag aus ausgezahlten oder einbehaltenen Dividenden sowie aus realisierten Kursgewinnen in Höhe von 801 €/(100 % – 30 %) = 1144 € . Denn Aktienfonds und ETFs haben eine Teilfreistellung von 30 % auf Kapitalerträge.
Sobald das Geld auf deinem Konto ist, investierst du es wieder, damit der Zinseszinseffekt möglichst sofort anfangen kann zu wirken.
Der Nachteil dieser Methode besteht darin, dass es einerseits natürlich mit mehr Aufwand verbunden ist, ausgeschüttetes Kapital selber wieder zu investieren. Andererseits muss aber auch immer geprüft und sichergestellt werden, dass der Sparerfreibetrag möglichst präzise ausgeschöpft wird. Wenn weniger als die 801 € erwirtschaftet und ausgeschüttet werden, schmilzt der positive Effekt dahin.
Wenn deutlich mehr ausgeschüttet wird, wird das darüber hinausgehende Kapital sofort versteuert und der Zinseszins nach Reinvestition fällt geringer aus, als es der Fall gewesen wäre, wenn das Geld thesauriert worden wäre.
Obwohl also die Antwort auf die Eingangsfrage theoretisch eindeutig ausfällt, ist es in der Praxis an jedem und jeder Einzelnen, zu entscheiden, ob das Investieren in ein ausschüttendes Wertpapier für die eigene Geldanlage in Betracht kommt.
Teile mir gerne deine Fragen oder deine Meinung mit.
Viele Grüße,
😉