Q&A: “Glaubst du, dass es sich noch lohnt, jetzt ins E-Commerce einzusteigen, auch wenn nur bis jetzt Basic Skills vorhanden sind?”

In der Rubrik Q&A beantworte ich eure konkreten Fragen zur Gründung, Unternehmertum, E-Commerce, Prozessoptimierung und dem Kapitalmarkt. Schickt mir eure Fragen gerne per PN, Email oder als Kommentar. Wenn ihr eure Mailadresse hinterlasst, informiere ich euch, sobald ich die Frage hier im Blog beantwortet habe.

Hinweis: Ich kann meine Gedanken und die Zusammenhänge hier immer nur grob umreißen. Wenn ihr Fragen zu einzelnen Themen habt oder wenn es Fragen zu ganz anderen Themen rund um die langfristige Geldanlage gibt, bitte stellt mir diese hier unter dem Beitrag. Ich werde dann gerne genauer darauf eingehen und / oder einen Beitrag speziell zu dem Thema veröffentlichen.

“Glaubst du, dass es sich noch lohnt, jetzt ins E-Commerce einzusteigen, auch wenn nur bis jetzt Basic Skills vorhanden sind?”

Frage: “Ich benötige eine ehrliche Meinung, da ich selber den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe. Ich habe meinen Hauptjob in der Krise verloren und dadurch erst richtig gemerkt, dass ich mein eigenes Ding durchziehen möchte und nicht von anderen abhängig sein will. E-Commerce interessiert mich ungemein, habe vor 2 Jahren Amazon FBA betrieben, dies aber durch typische Anfängerfehler vor die Wand gefahren und viel daraus gelernt. Inwieweit glaubst du, dass es sich noch lohnt, jetzt ins E-Commerce Business einzusteigen, auch wenn bis jetzt Basic Skills vorhanden sind? Durch den Boom der letzten Jahre hat sich unbewusst irgendwie ein Glaubenssatz gebildet, dass alle guten Nischen und Geschäftsmodelle schon komplett belegt sind. Ich weiß, logisch von außen betrachtet hört sich das vielleicht wie völliger Blödsinn an, aber Glaubenssätze können die eigene Sichtweise sehr vernebeln. Mir ist klar, dass zu E-Commerce mehr gehört, als einfach nur “irgendetwas“ zu verkaufen bzw. oberflächlich bisschen Marketing zu betreiben. Danke im Voraus ??”

Antwort: du stellst eine sehr gute Frage.

Zu E-Commerce gehört viel mehr, als einfach nur eine Nischenseite aufzusetzen und fertig. Das hast du ja schon gut beschrieben.Anfängerfehler bei amazon
Auch die „typischen Anfängerfehler“ brechen vielen bei amazon das Genick. Nach den Anfängerfehlern kommen aber auch noch 10.000 „Fortgeschrittenenfehler“, die man machen kann, aber nicht sollte.

Bei amazon gilt:

Halte dich an die Regeln. Und tue alles, um amazon nicht gegen dich aufzubringen.

Die Regeln sind vielfältig, aber klar kommuniziert. Im Wesentlichen gilt.

1. Der Kunde ist König! (Das ist keine Floskel, sondern bedeutet bei amazon, dass der Kunde sich alles erlauben darf und der Händler für alles gerade steht)
2. Halte deine order-defect-rate immer und unter allen Umständen unter 1%!
3. Betreibe kein Dropshipping, es sei denn, du hast wirklich die Kontrolle über das Produkt und den Versand!
4. Kaufe keine Bewertungen und fordere nicht zum Bewerten auf!
5. Wirb nicht mit falschen Tatsachen!
6. Glaub nicht, dass amazon irgendetwas nicht mitkriegen würde!

Die Regeln sind klar und hart. Aber dafür gibt es bei amazon als Entlohnung auch gutes Geld zu verdienen (wenn man der Falle der niedrigen Preise entkommt => Verkaufspreisoptimierung mit Ziel der Gewinnmaximierung)

Amazon bietet also Zuckerbrot und Peitsche.

Marketingkosten

Ich persönlich würde niemandem raten, ein Businessmodell darauf aufzubauen, seinen Trafic und Umsatz nur über Marketing zu generieren. Das ist derzeit ein Trend. Insbesondere, weil man mit einem attraktiven Video in social Media leicht Traffic auf eine Nischenseite lenken kann. Aber Marketingkosten sind kaum zu kalkulieren.

Gezieltes Marketing KANN ein zusätzliches Tool sein. Als Basis für den Onlinehandel ist es nicht sinnvoll.

Nischenprodukt finden

Ob sich ein Produkt verkauft oder nicht, kannst du in langen und kostspieligen Studien versuchen im Voraus zu analysieren. Dann verlierst du aber wertvolle Zeit. Denn andere machen diese Studien nicht, sondern legen einfach los.

Mein Ansatz ist, immer denMarkt entscheiden zu lassen. Niemand ist ehrlicher, informativer und deshalb hilfsbereiter, als der Markt. Das Risiko, dass du ein Produkt gar nicht los wirst ist extrem gering. Wenn es schlecht läuft, vergeht eben ein Jahr, bis man die erste Lieferung abverkauft hat. Aber spätestens dann sind die Investitionskosten wieder eingespielt und es gibt keinen Verlust.

Neue Nischenprodukte gibt es immer. Dass alle Nischen besetzt sind, ist deshalb grundsätzlich ausgeschlossen.

Es ist aber auch nicht unbedingt notwendig, sich eine klassische Nische zu suchen. Alles, wofür es Nachfrage gibt, kann verkauft werden.

Die Chancen in der Krise

Ich bin absolut davon überzeugt, dass man auch jetzt noch mit E-Commerce erfolgreich sein kann. Besonders jetzt! Denn der Trend zum E-Commerce geht weiter. Corona verstärkt diesen. Aber auch viele Onlinehändler stehen jetzt vor Problemen. Denn es ist keineswegs so, dass die Kunden jetzt einfach fröhlich alles online einkaufen.

Viele Onlinehändler stecken genauso in der Krise, wie stationäre Händler. Wenn du also jetzt anfängst, hast du gute Chancen, auf einem “bereinigten” Markt deinen Anteil zu erarbeiten. Jetzt unternehmerisch zu denken schafft die Basis für ein erfolgreiches Geschäft in der Zukunft.

Ich rate dir, auf jeden Fall, wieder anzufangen.

Gehe es aber nicht naiv an und vermeide die Fehler vom letzten Mal.